Klangkunstfest
15. Internationales Klangkunstfest Berlin
Festival aktueller klingender Kunst
Moment.
Konzerte - Ausstellung - Soundwalks - Symposium - Blog >>Scroll down for English version
6.-9. September 2018
Im Jahr 2018 geht es beim Internationalen Klangkunstfest Berlin um eine ganz besondere, ultrakurze Zeitspanne: den Moment - den Moment der Entscheidung, des Verstehens, des Erkennens oder Wiedererkennens, des Erschreckens, des Entzückens, den Augenblick, im dem eine neue Idee entsteht, der zu schnell entflieht („Verweile doch, Du bist so schön“) oder uns wie eine Ewigkeit vorkommt.
Es soll außerdem um das bewegende Moment gehen, das „Momentum“ als der Impuls, das entscheidende Argument, als der Initialfunke einer neuen Entwicklung oder der Zündfunke eines Gefühls. Dies kann auch allgemein den entscheidenden Beweggrund oder die freigesetzte Energie eines neuen Beginns oder eines willentlichen Abschlusses meinen. Auch wenn Entscheidungen oftmals nicht spontan, sondern wohl überlegt erfolgen - allermeist gibt es diesen besonderen Moment der inneren Gewissheit oder des Entschlusses.
Um sich diesem besonderen Zeitpunkt künstlerisch zu nähern, werden interdisziplinäre und sehr unterschiedliche avancierte Rezeptionsformate klingender Kunst zum Einsatz kommen, meist sehr kurze, manchmal auch längere, teilweise eingebettet in oder umgeben von sehr langen Formaten, die die Momentform noch speziell zur Geltung bringen. Auch Interaktivität wird eine wichtige Rolle spielen, die die Gestaltung des Moments jedem Rezipienten selbst überlässt. Vielleicht entstehen zum Klang-kunstfest 2018 auch noch ganz neue Varianten der Präsentation und/oder Rezeption. Alle Werke werden dazu in der Begleit-Ausstellung durch Partituren, Skizzen oder Notate kommentiert.
Die im Festival präsentierte Momentform wird also einerseits komponiert sein, wobei jeder Aspekt und Affekt bewusst gesetzt und proportioniert ist. Momentform hat aber in vielerlei Hinsicht auch mit Improvisation zu tun als dem Abenteuer, sich dem Unerwarteten zu stellen, spontan zu agieren. Dementsprechend werden intensiv verschiedene Formen der Improvisation entstehen - von völlig freier Ad-hoc-Aktion, über Improvisieren in bestimmten vorgegebenen oder verabredeten Rahmen über graphische Notation oder verbale Umschreibungen/Beschreibungen bis hin zu „instant composition“ als dem spontan entschiedenen, aber sehr bewussten Schöpfen aus vorbereiteten oder gezielt erschaffenen Möglichkeiten. Am Ende jedes Konzerts werden alle KünstlerInnen des Abends miteinander frei improvisieren, das Publikum ist herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.
In der Wahrnehmung und im erkennenden Erleben des Moments spielt auch seine Einordnung in die Chronologie eine große Rolle, stellt sie doch den Kontext her, in dem der Moment interpretiert und verstanden werden kann. Dabei interessiert auch die Arbeit des Gedächtnisses und die Kategorisie-rungen der erlebten Phänomene. Womit kann der erlebte Moment sinnvoll verglichen werden, wel-che Erinnerung wird in dem besagten Moment geweckt? In welchen Bedeutungszusammenhang stellt damit die Erinnerung den aktuell erlebten Moment? Und wie erinnere ich mich an diesen Mo-ment später, in ein paar Minuten, in ein paar Tagen oder Wochen? Verändert sich durch das Erinnern gar die Erinnerung selbst? Und wie verändert sich ein gleiches Erlebnis, das in bestimmten Abständen wiederholt wird? Kann man zweimal in den gleichen Fluß steigen? Und welche Implikationen hat das für ein Kunstwerk, seine Konzeption und Rezeption sowie die Rezeptionsgeschichte? Wie integrieren zeitgenössische Künstler solche Erwägungen in die Konzeption und Produktion von klingender Kunst?
Diese und weitergehende Fragestellungen zum Thema Moment. sollen beim Internationalen Klang-kunstfest Berlin 2018 durch Konzerte, eine Klangkunst-Ausstellung, Soundwalks und ein Symposium künstlerisch bespielt und untersucht werden. Dabei haben die Besucher verschiedene Möglichkeiten, sich selbst einzubringen. Die langjährige gute Zusammenarbeit mit der Bibliothek am Luisenbad wird fortgeführt.
Das Internationale Klangkunstfest Berlin wendet sich nicht nur an das verehrte Fachpublikum, sondern an alle kunstinteressierten oder für klingende Kunst zu interessierende Bürger*innen. Es findet statt im „tiefen Wedding“ mit einer Vielzahl Bewohner unterschiedlichster kultureller Herkunft.
Der Eintritt ist frei.
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At its 15th anniversary, International Sound Art Festival Berlin is performing and exploring aesthetic implications of the musical moment’s form. A broad range of advanced interdisciplinary formats of production and reception of sounding art are developed and enacted - and at least reflected in the concluding symposium: composition, improvisation, instant composition, dance, electroacoustic, sound art, action painting. At the end of each day, the public is invited to participate in an overall improvisation.
Free entrance.
Programm:
Do 6. September
18:30 Eröffnung
19:00 Soundwalk
20:30 Konzert
-Susanne Stelzenbach „Neues Werk“ für Kammerensemble UA
-Martin Daske „Redemptation?“ (2017) für Live-Mehrkanal-Elektronik
-Jenny Haack/Thomas Gerwin „Sound Corpus“ für Tanz und Live-Elektronik UA
-Claude Schryer „Écoutez…[Listen…] (1991) aus der CD "Lettre sonore Sound Letter", Montréal Canada Septembre/September 1992
-Dietrich Petzold „minuskeln 01-03“ (2018) für Violine, Viola und Zuspiel
-Thomas Gerwin „14 Miniaturen“ für Kammerensemble UA
-Gemeinsame Improvisation mit dem Publikum UA
mit Kammerensemble ad hoc (Ivo Berg, Thorsten Bloedhorn, Thomas Gerwin, Dietrich Petzold, Susanne Stelzenbach, Uygur Vural), Jenny Haack (Tanz)
Fr 7. September
19:00 Soundwalk
20:30 Konzert
-RaumKlangEnsemble „Neues Werk“ für Inside Piano UA
-Gilles Gobeil „Associations libres“ (1990) aus der CD “ÉLECTRO CLIPS”, empreintes DIGITALes, Canada 1990
-Rainer Stolz „Sprachperformance“ UA
-Thomas Gerwin „In 90 Sekunden um die Welt“ (2002) aus der CD “90 Sekunden Wirklichkeit” DEGEM-CD 8, CYBELE, Deutschland 2005
-Eiko Yamada „Kin no Aya – Gestalt der Luft“ für Blockflöten UA
-Philipp Caspari „Spuren Lesen“ Performance UA
-Gemeinsame Improvisation mit dem Publikum UA
mit Philipp Caspari (Action-Painting-Gesangs-Performance), RaumKlangEnsemble (Gabriela Oehring, Rike Stilijanow, TG.), , Rainer Stolz (Sprachperformance), Eiko Yamada (Blockflöten)
Sa 8. September
19:00 Soundwalk
20:30 Konzert
-Intercultural Music Pool „Neues Werk“ UA
-Ralf Hoyer „5 Miniaturen“ UA (2015 / für Dieter Schnebel)
-Javier Garavaglia „MOMENTE“ für Viola und Live-Elektronik UA
-Steve Reich „Come Out“ (1966) aus der CD „Steve Reich – Early Works“, ELEKTRA NONESUCH, USA 1987
-Benoit Maubrey „Electronic Guy“
-Gemeinsame Improvisation mit dem Publikum UA
mit Intercultural Music Pool (multi-ethnisches Impro-Ensemble mit Hakan Dinekli, Ruth Grünbaum, Maria Herford, Martin Nilsson, Farhad Payar, Alberto Polese, Bettina Wagner u.a.), Henrik Kaalund (Tanz), Benoit Maubrey, (elektroakustische Performance)
So 9. September
11:00-13:00 :: Pause :: 14:00-16:00 Symposium
Prof. Dr. Ulrike Liedtke im Gespräch mit den Festivalkünstler*innen
Impulse: Filmausschnitt Thomas Gerwin „1:1 Minutenstücke“ für Harfe solo, Live-Flöten-Konzert von Peter Wießenthaner im Zusammenspiel mit seiner selbstspielenden Glissandoflöte aus der Ausstellung , EAM von Georg Katzer „Landschaft, blühend“ (2002) aus der CD “90 Sekunden Wirklichkeit” DEGEM-CD 8, CYBELE, Deutschland 2005, Hildegard Westerkamp „Breathing Room“ (1990) aus der CD “ÉLECTRO CLIPS”, empreintes DIGITALes, Canada 1990 und Helmut Zapf „parish-music“ (2003) aus der CD “90 Sekunden Wirklichkeit” DEGEM-CD 8, CYBELE, Deutschland 2005
-Gemeinsame Abschlußimprovisation UA
Ausstellung
Mit Werken von Martin Daske „Foliant“ (Dreidimensionale Partitur), Thomas Gerwin „Fühlklavier“ (Interaktive Klangskulptur), ORNIS „Sounding December“ (Videokunst, Sabine Vogel/Kathy Hinde), Ruth Pulgram (Bewegungsskizzen, Objekt), Birgit Ramsauer „from top to toe“ (Live-Videokunst, Musik: Matthias Schwabe), Claudia Robles Angel „HINEIN-inwards“ (Audiovisuelle Komposition), Hartmut Sörgel „Verdichtungen“ (Live-Zeichnungen zu Musik und Tanz), Peter Wießenthaner „Selbstspielende Flöte“ (Objekt mit Glissandoflöte).
Ausstellung geöffnet Do-Sa 18:30-23:00 Uhr, So 11:00-16:00 Uhr
Eine Veranstaltung von inter art project in Kooperation mit der Bibliothek am Luisenbad, 60x60 New York, dem Exploratorium Berlin, New Music World New York, NAISA Sound Travel Toronto und dem Institut für multisensoriale Kunst.
Künstlerische Leitung: Thomas Gerwin
Gefördert durch die Initiative Neue Musik
Ort
Bibliothek am Luisenbad, Badstr.39, 13357 Berlin-Wedding